NETTONULL 2035 – ein klimaneutrales Land – Wie geht das?

  • Solaranlagen auf alle Dächer & Solarblühstreifen auf 1% der Landesfläche
  • Windräder „nur“ verdoppeln auf 2% der Landesfläche
  • Fridays for future fordern Nettonull 2035
  • Windräder verdoppeln: 30.000 Windräder auf 2% der Landesfläche
  • Solar stark ausbauen: 1% der Landesfläche und alle Dächer
  • GUTE NACHRICHT: Wind- und Solaranlagen sogar günstiger
  • 3 Sofortmassnahmen & 4 Zusatzmassnahmen Solar
  • NETTONULL 2035 erreichbar, in 5 Jahren nicht mehr

Aber zunächst einmal die Hintergründe und Fakten, damit wir wissen, worum es geht. Dann 3 SOFORTMASSNAHMEN zum Aufrichten der am Boden liegenden Wind- und Solarbranche.
4 ZUSATZMASSNAHMEN SOLAR sind für die Verdreifachung des Zubau von Solaranlagen notwendig. Aber zuerst die Hintergründe und Fakten, kurz und knapp, DIS und DAS:

NETTONULL 2035/EINSTIEG in ein klimaneutrales Land, wie geht das?

DIS Kurzinfo (Demokratie Informations System)

Hintergrund/FAKTEN

Weltklimavertrag von Paris: Die Bundesregierung hat den Weltklimavertrag unterschrieben. Im Vertrag steht, dass die Länder der Welt Nettonull Emissionen erreichen sollen, mit dem Ziel die globale Temperaturerhöhung auf deutlich unter 2 Grad, am besten auf 1,5 Grad zu begrenzen. Die Bundesregierung hat das Ziel 2 Grad bis 2050 definiert. Dieses Ziel widerspricht bereits dem unterschriebenen Vertrag.

Fridays for Future (FFF) und die Wissenschaft fordern die Einhaltung des Weltklimavertrags. Je nach Szenarien werden 1,5 Grad zwischen 2035-2040 erreicht. FFF fordert deshalb Nettonull Emissionen im Jahr 2035.

Ist das realistisch?
Für ein klimaneutrales Land brauchen wir 2 Dinge, den EINSTIEG in Erneuerbare Energien und den AUSSTIEG aus Kohle und CO2. Und ohne Einstieg, kein Ausstieg. Diese DIS-Kurzinfo beschäftigt sich mit EINSTIEG in 80-100% Erneuerbare Energien.
Der Stromverbrauch verdoppelt sich durch die Elektrifizierung von Wirtschaft, Gebäuden und Verkehr. EINSTIEG Wie?

WIND: Wir haben heute 30.000 Windräder mit 50 Gigawatt (GW) Leistung. Wir brauchen eine Verdopplung, also weitere 30.000 Windräder der heute üblichen 5 Megwatt-Klasse, um das Ziel zu erreichen. Das entspricht einem netto Zubau von 2000 Windrädern pro Jahr für 15 Jahre bis 2035.

Diese Zubauraten hatten wir vor 2 und 3 Jahren bereits erreicht, bevor die Bundesregierung die Windbranche vom Erneuerbaren Energie EinspeiseGesetz (EEG) auf Ausschreibungen umgestellt hat, was zu einen Einbruch um 90% geführt hat. Zur Aufrichtung der Windbranche sind weiter unten 3 Sofortmassnahmen formuliert.
DETAIL: 2.000 Windräder x 5MW = 10GW/ 10GW x 15 Jahre = 150 GW/ 50GW heute + 150GW Zubau = 200 GW (Ziel erreicht)
Quelle Bilder: Prof. Quaschning

Benötigt werden hierfür 2% der Landesfläche (heute 1% genutzt). OFFSHORE WIND: Ziel ist der Zubau von 76GW.
SOLAR: Aktuell sind 50GW Solaranlagen auf 0,1% der Landesfläche und auf 10% der Dächer installiert. Zum Erreichen von Nettonull 2035 sind 400GW erforderlich. Das entspricht 1% der Landesfläche für Freiflächenanlagen, sowie der Nutzung aller Dächer. Für die nächsten 15 Jahre ist ein jährlicher Zubau von 23 GW erforderlich, was etwa einer Verdreifachung der bereits erreichten Zubauraten 2010-12 entspricht, bevor die Bundesregierung die Solarbranche vom Erneuerbaren Energie EinspeiseGesetz (EEG) auf Ausschreibungen umgestellt hat, was zu einen Einbruch um 80% geführt hat. Zur Aufrichtung der Solarbranche sind weiter unten 3 Sofortmassnahmen formuliert.

GÜNSTIGER: Durch die Ausschreibungen sind Wind- und Solarstrom drastisch günstiger geworden, seit 2017 ist neuer Wind-und Sonnenstrom sogar günstiger als alter, konventioneller Strom.
Massnahmen
3 SOFORTMASSNAHMEN: Durch die folgenden 3 Sofortmassnahmen könnten in wenigen Jahren die Zubauraten bei Wind und Solaranlagen wieder erreicht werden, die wir vor 3 Jahren im Wind und vor 6 Jahren in der Solarenergie schon hatten.
1) GÜNSTIGES EEG 2.0 – Abschaffung der Ausschreibungen für Wind- und Solarprojekte. Begründung: Durch die Ausschreibungen sind beide Branchen zusammengebrochen.
2) FLÄCHENAUSWEISUNGEN Innerhalb von 1 Jahr sollte in B-, F- und Regionalplänen 2% der Landesfläche für Wind- und 1% für Solaranlagen ausgewiesen werden, ansonsten gilt automatisch wieder §35 BauG Privilegierung im Aussenbereich.
3) CLEARINGSTELLEN für GENEHMIGUNGEN: Sofern nach 1 Jahr eine Genehmigung nicht erteilt werden kann, sollte das Recht eingeführt werden, eine Clearingstelle anzurufen, die innerhalb von 3 Monaten entscheidet, damit Genehmigungsverfahren beschleunigt werden.
Durch diese 3 Sofortmassnahmen ist Nettonull 2035 erreichbar.
4 ZUSATZMASSNAHMEN SOLAR: Folgende weitere Massnahmen sind insbesondere für die Verdreifachung des Ausbaus der Solarenergie notwendig:
a) Abschaffung der „Sonnensteuer“, also die Zahlung der EEG-Umlage auf Eigenverbrauch sollte wegfallen, insbesondere, da durch den Eigenverbrauch kein Handel an der Strombörse notwendig ist und somit auch gar keine EEG-Umlage entsteht.
Begründung: Vom Mieter bis zur Wirtschaft profitieren so alle von günstigem Wind- und Solarstrom vor Ort. Das würde auch die Akzeptanz vor Ort steigern.
b) Vor-Ort-Vermarktung Eine Vermarktung von günstigem Wind- und Sonnenstrom regional vor Ort ohne EEG-Umlage und ohne Netzentgelte, da beides nicht anfällt und die Stromnetze entlastet.
c) Öffentliche Verwaltung, Dächer zur Verfügung stellen, z.B. Pachtverträge für Solaranlagen vergeben.
d) Neubaugebiete Solarnutzung vorschreiben

Durch diese 4 ZUSATZMASSNAHMEN SOLAR ist vermutlich eine Verdreifachung des Solarzubaus erreichbar.

Pro Argumente
Erstens, sind so die Klimaziele 2020 und 2030 erreichbar. Zweitens, sind Wind- und Sonnenstrom seit 2017 (Bundesnetzagentur) sogar schon günstiger als konventioneller Strom. Drittens, verbleibt die System Integration der Erneuerbaren Energien, die über Innovationen gelöst und diese Lösungen dann weltweit exportiert werden können, da alle Länder der Welt günstige Wind- und Solarenergie integrieren werden wollen. Begründung: Laut Bloomberg`s New Energy Outlook 2019 leben jetzt 66% der Weltbevölkerung in einem Land, in dem Wind- oder Solarenergie die günstigste Energiequelle sind.

Contra Argumente
Die Bundesregierung geht von Nettonull 2050 aus, wobei der Zubau halbiert werden könnte. Der BDI sieht kein Problem bis 2050 80% Erneuerbare Energien zu erreichen, was mit einer schwarzen Null, bzw. leicht positivem Ergebnis erreichbar ist. Für 95% 2050 sind laut BDI erhebliche weitere Anstrengungen notwendig (hierzu separate DIS-Kurzinfo).
Meinungen der Parteien (vermutet, nicht repräsentativ)
CDU/CSU: 2050 klimaneutral wollen wir erreichen. Jeder Sektor sollte dazu die 2030iger Ziele erreichen, also Gebäude, Verkehr, Industrie, Strom.

SPD: Das Klimapaket sollte nachgebessert werden.

AfD: Die Atomkraftwerke sollten länger laufen.

FDP: Energetische Sanierung kostet weniger, sollte deshalb vor allem vorangetrieben werden. Ebenso sollten wir synthetische Kraftstoffe entwickeln und nicht gleich auf E-Mobilität umsteigen.

Die Linke: Das Klimapaket geht nicht weit genug. Die Reichen müssen belastet, die Armen müssen entlastet werden.

B90/Grüne: Wir haben gerade folgenden Antrag in den Bundestag eingebracht: Ausbau der Windenergie in Schwung bringen, Menschen beteiligen und Klimaschutz stärken. (Anm: Die 3 o.g. Sofortmassnahmen sind in dem Antrag etwas abgeändert, aber im Wesentlichen enthalten).

Dr. Ingo Stuckmann

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TOP Thema: Ausbau der Erneuerbaren: Wie richten wir die Wind- und Solarbranche wieder auf? 3 Sofortmassnahmen

Wie die Graphiken zeigen, sind sowohl die Wind- als auch die Solarbranche in unserem Lande um 80-90% eingebrochen. Wie konnte das passieren? Und warum?

Hier eine DIS-Kurzinfo

Es wird viel geredet, dabei gibt es nur einen einzigen Grund, was sich seit 2017 für die Wind- und vorher für die Solarenergie geändert hat: Die Bundesregierung hat die bisherige Einspeisevergütung nach dem Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG) auf Ausschreibungen umgestellt! Und wie in allen anderen Ländern der Welt mit Ausschreibungen auch, hat sich jetzt ein Oligopol weniger Großer gebildet. Und weg sind sie, die vielen tausenden kleiner Akteure, lokal vor Ort, die Akteursvielfalt der Bürgerenergie. 40.000 Jobs im Wind und 80.000 Jobs in der Solarbranche sind verloren. Insolvenzen im Solarvalley und bei deutschen Windkraftanlagenherstellern, bisher weltweit führend.
Und nur wegen dieser Fehlentscheidung der Bundesregierung haben wir die Klimaziele 2020 verpasst! Was für ein Desaster.

Was können wir tun? 3 SOFORTMASSNAHMEN
Um die Wind- und Solarbranche wieder aufzurichten und die Klimaziele zu erreichen.

1) TOP Thema: Günstiges EEG 2.0
Wir fordern ein Günstiges EEG 2.0 für die Bürgerenergie. Denn mittlerweile sind Wind- und Solarenergie sogar günstiger als die alten abgeschriebenen Konventionellen:

– Konventionelle 4.1 cents (Terminmarkt BNA 2017)
– Wind- und Solar 3.8 cents (Ausschreibungen BNA 2017)

Günstiger! Das ist dramatisch. Und vermutlich deshalb haben nicht nur die Umweltverbände und Gewerkschaften, sondern selbst der BDI einen Brandbrief gegen Wirtschaftsminister Altmeier geschrieben (SDZ 13.11.19), für die Windenergie. Der BDI will günstigen Strom.
Wie kriegen wir also die Wind- und Solarbranche wieder in Gang?
Ganz einfach. Wir brauchen Planungssicherheit durch ein Einspeisegesetz, genauso, wie wir es vor 3 Jahren im Wind und vor 6 Jahren in der Solarenergie schon hatten, nur jetzt sogar günstiger!
Planungssicherheit = Akteursvielfalt = Bürger-Energiewende

Und in wenigen Jahren haben wir wieder eine Windbranche mit Zubauraten wie wir sie 2017 schon hatten, etwa 2000 Windräder im Jahr, also 2000 x 5MW = 10GW. So schaffen wir in 15 Jahren den Zubau von 150 GW bis 2035 Nettonull. Das schaffen wir aber nur wenn wir JETZT anfangen, in 5 Jahren ist es nicht mehr zu schaffen.
Und auch in der Solarbranche ist der Zubau für 2035 erreichbar.

Ist das umsetzbar?
Ja, es gibt von der EU die 18MW de minimis Ausnahme von Ausschreibungen für Wind und Solar, die die Bundesregierung jedoch nicht umgesetzt hat. Nach 2020 gibt es die European Citizen Energy Regelung, es geht also sofort und nachhaltig.
Wie gesagt, selbst der BDI ist jetzt für den Ausbau der günstigen Windkraft.

Allerdings brauchen wir neben diesem TOP Thema noch zwei weitere Massnahmen und das könnte die Windbranche dann schneller aufrichten, nämlich schon in 2-3 Jahren und auch die PV hochfahren:

2) BESCHLEUNIGUNG / Flächenausweisung Wind (2%) und Solar (1%) innerhalb von 1 Jahr in Regional-/B-/F-Plänen diese Flächen ausweisen, ansonsten gilt wieder §35 BauG Privilegierung im Aussenbereich. Denn Flächen brauchen wir. (heute dauert ein Regionalplan oft 8-10 Jahre)

3) BESCHLEUNIGUNG / Genehmigungen in 1 Jahr (mit Clearingstellen): Wenn eine Genehmigung nach 1 Jahr nicht von den Behörden entschieden werden kann, sollte eine Clearingstelle angerufen werden, die dann innerhalb von 3 Monaten entscheidet, nach Stand der Wissenschaft/Technik/Planungsrecht/Umweltrecht etc….Bisher dauern BIMSCH Genehmigungen 3-5 Jahre. Wir haben keine Zeit mehr.

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